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Offener Brief an Bundesminister Dr. Mückstein

An den
Bundesminister Dr. Wolfgang Mückstein
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz

Stubenring 1, 1010 Wien
post@sozialministerium.at

 

Wien, am 04.05.2021

 

Offener Brief Wiederaufnahme Yogaunterricht

 

Sehr geehrter Bundesminister Dr. Mückstein!
Sehr geehrte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Bundesministeriums!

In der Pressekonferenz vom 23.04.21 bittet Bundeskanzler Kurz die Bevölkerung, achtsam zu sein. Was das bedeutet, nämlich auf sich selbst und auf andere zu achten, ist keine Selbstverständlichkeit, auch wenn in den Medien dazu aufgerufen wird.

Im Yoga lernt man achtsam zu sein.

Mit Einschränkungen und schwierigen Bedingungen umzugehen, sich selbst, die eigenen Ängste und Sorgen regulieren zu können ist ein wesentlicher Lerneffekt in der Yoga-Praxis (siehe Klatte R, Pabst S, Beelmann A, Rosendahl J: The efficacy of body-oriented yoga in mental disorders – a systematic review and meta-analysis. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 195-202. DOI: 10.3238/arztebl.2016.0195).

Als Berufsverband der Yogalehrenden in Österreich treten wir zum einen dafür ein, endlich wieder arbeiten zu können, weil wir enorme finanzielle Einbußen erleben. Zum anderen liegt uns aber insbesondere die körperliche und seelische Gesundheit unserer Mitmenschen am Herzen, die mit Yoga auf vielfältige Weise unterstützt werden kann.

Vizekanzler Kogler betont, Sport sei für die seelische Gesundheit, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, wichtig. Mit den kommenden Öffnungsschritten habe man aber alle Altersgruppen und deren psychische Gesundheit im Auge.

Mit Yoga kann man alle Altersgruppen ansprechen.

Im Gegensatz zum Sport handelt es sich hier um sanfte Bewegungen mit meditativem Charakter. Ein wesentlicher Aspekt des Yoga sind Entspannung und Meditation, um eine positiv denkende, ruhige und stabile mentale Einstellung zu entwickeln.

Die Körperübungen im Yoga dienen der Wahrnehmungsschulung mit dem Kerngedanken: „Was tut mit gut?“. Sie können also langsam und äußerst sanft durchgeführt werden. Dies ist selbstverständlich auch im Sitzen und auf dem Stuhl möglich.

Der Atem wird in einer Weise angesprochen, um das Nervensystem zur Ruhe zu bringen und er wird in diesem Sinne und im Sinne des achtsamen Umgangs miteinander nicht aktiviert, sondern beruhigt. Das hat zur Folge, dass Menschen sich im Yoga-Unterricht selbst sowie Anderen in Würde begegnen. Yoga hilft, durch seine ganzheitliche Wirkung eine solide körperliche und emotionale Grundlage zu schaffen, von der aus ein Mensch seiner Umgebung offen, angstfrei und resilient begegnen kann.

Gesundheitsminister Mückstein betont, es sei wichtig, den Menschen Verantwortung zu geben. Genau das ist ein Anliegen im Yoga: den Menschen in die Selbstwirksamkeit zu führen, Verantwortung für das eigenen Handeln und Denken zu übernehmen und dabei nicht nur sich selbst, sondern auch das Umfeld und die Mitmenschen miteinzubeziehen.

Yoga ist Gesundheitsprävention und sollte für alle Menschen leistbar und leicht zugänglich sein.

Das Online-Yoga-Üben ersetzt nicht den Präsenzunterricht, da Yogalehrende geschult sind, auf physische und mentale Bedürfnisse der Teilnehmenden direkt einzugehen und sie zu unterstützen. Das ist online in dieser Form nicht möglich.

Es ist unser Anliegen, dass Yoga als relevante gesundheitsfördernde Methode anerkannt wird. Ein adäquater Abstand zwischen den Matten, gute Raumbelüftung und die Einhaltung sämtlicher Hygienemaßnahmen sind dabei obligatorisch. Wie es für Kontaktsportarten vorgesehen ist, sollte der Abstand bei Bedarf unterschritten und die Personenbeschränkung von 1 Person auf 20 m² aufgehoben werden. Solche Einschränkungen würden in den meisten Fällen bedeuten, dass nur Einzelunterricht stattfinden kann, der für Teilnehmende finanziell oft nicht leistbar ist.

Auch in anderen gesundheitsrelevanten Berufen (psychologische Beratung, Supervisionen, Teamcoachings etc.) ist ein Zusammentreffen von Gruppen unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen möglich. Gerade diese wertschätzenden und geführten Begegnungen sind sehr wertvoll für Menschen in der Krise.

Wir bitten Sie daher, die Maßnahmen für die Ausübung von Yogakursen unter Berücksichtigung dieser Aspekte anzupassen.

Herzlichen Dank für die Berücksichtigung und Ihre Bemühungen!

Mit freundlichen Grüßen,

Christiane Laganda, Mag.a Eva Panny-Rosenberg, Shakti Siedler (Vorstand Yoga Austria-BYO)
und Dr. Dirk R. Glogau

Offener Brief an das Ministerium