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Yoga für Kinder und Jugendliche

Yoga für Kinder und Jugendliche war in den letzten Jahren ein wichtiger Schwerpunkt der Aktivitäten von Yoga Austria. Das „Projekt Yoga macht Schule“ entstand in Zusammenarbeit mit Wiener Schulen und dem Fonds Gesundes Österreicht. Nora Gresch vom Verbandsbüro war für die Koordination verantwortlich. 2017 leiteten Monika Struber und Christa Pusch die Weiterbildung „Yoga für Kinder und Jugendliche“.

Im Vorfeld dieser Weiterbildung sprach damals Alexandra Eichenauer-Knoll mit Monika Struber und Nora Gresch:



Liebe Monika, was unterscheidet den Unterricht für Kinder und Jugendliche von jenem für Erwachsene so sehr, dass eine eigene Ausbildung sinnvoll erscheint?


Struber: Kinder sind unglaublich schnell. Im Körper und im Geist. D.h., dass Kinder altersentsprechend andere Anleitungen benötigen als Erwachsene. Es gibt gute Ansätze, den Geist der Kinder zu unterstützen, um ganz im Moment verweilen zu können. Das sind andere Hilfestellungen als Erwachsene sie benötigen. Der Atem ist bei Kindern noch sensibler zu betrachten als bei Erwachsenen. Er wird also meist indirekt angesprochen, um keine ungünstigen Atemmuster zu entwickeln.
Eine gute Wahrnehmung (auf allen Ebenden) zu entwickeln um schon früh einen heilsamen Umgang mit sich selbst zu fördern, ist einer der zentralen Schwerpunkte. Die Muskulatur ist im Aufbau, die Gelenke noch nicht so stabil, daher ist dynamisches Üben wichtiger als ein langes Verweilen in den asanas. Was übrigens auch bei Erwachsenen günstiger ist.



Wie bist Du persönlich auf das Thema Yoga für Kinder und Jugendliche gekommen?
Struber: Die Motivation dafür weiß ich gar nicht mehr. Meine Tochter hat irgendwann begonnen, mit mir gemeinsam Yoga zu üben als sie etwa 4 Jahre war. Eine Mini-Gruppe aus ihrem Freundeskreis ist entstanden und so hat es sich weiter entwickelt. Nach anfänglichen Erfahrungen im Unterricht mit Kindern und Jugendlichen habe ich bemerkt, dass ich noch mehr Handwerkszeug dafür brauche. 
Die Weiterbildung hat mir für mein eigenes Üben und meinen Unterricht (auch mit Erwachsenen) neue interessante Aspekte eröffnet, ein weiterer Blick auf die Methode Yoga ist entstanden. Der Alltag mit Kind und Familie hat sich dadurch positiv verändert.

Liebe Nora, Yoga Austria hat vor wenigen Tagen den Vertrag mit dem Fonds Gesundes Österreich für das vom Verband entwickelte Projekt „Yoga macht Schule“ unterschrieben. Was können wir uns unter diesem Projekt vorstellen?
Gresch: Unser Projekt wird an drei ausgewählten Schulen in der Region Wien stattfinden, die auch Kooperationspartner sind und die für das Projekt wesentlichen verschiedenen sozio-kulturellen Rahmenbedingungen darstellen. Unsere Kooperationspartner sind die Bundesschulen Kalvarienberggasse, Fachschule für wirtschaftliche Berufe und Fachschule für Sozialberufe, die Neue Mittelschule und Fachmittelschule Bendagasse und das Bundesgymnasium Rainergasse.
Über den Zeitraum von eineinhalb Jahren werden wir alle 2 Wochen an den unterschiedlichen Schultypen – Gymnasium und Mittel- bzw. Fachschule – mit SchülerInnen von zwei Klassenjahrgängen – 1./2. Klasse und 5./6. Klasse – Yoga machen. Dabei wird die Jahrgangsstufe der 10 – 13 Jährigen gemischt geschlechtlich und die Jahrgangsstufe der 15-17 Jährigen getrennt geschlechtlich unterrichtet.
 Inhaltlich ist es das Ziel des Projekts für die SchülerInnen einen Raum zu kreieren, um sich mit den Methoden des Yoga zu erforschen und über den Körper als Erfahrungsfeld sowie über die Integration der Basissinne auf sich selbst neugierig zu werden. Mit dem Fokus auf „sich wahrnehmen und erfahren“ ist die Entwicklung und Förderung der Selbstregulationspotenziale der SchülerInnen das essentielle Anliegen des Projekts.

Wer ermöglicht und gestaltet dieses Projekt?
Gresch: Unsere Hauptfördergeber sind der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) und die Wiener Gesundheitsförderung (WIG). Wir freuen uns natürlich sehr, dass wir öffentliche Gelder für unser Projekt lukrieren konnten. Ohne die Förderungen des Elternvereins der Bendagasse, der Yogazentren Meandra in Gänserndorf und Bhavani – Yoga and Creativity in Wien hätten wir das Projekt aber auch nicht durchführen können. Wesentlich ist auch die Unterstützung von unserem Fördermitglied Dr. Helmut Keibl, der auch die Schirmherrschaft über das Projekt innehat sowie die großzügige Materialspende von Lotuscrafts. Ohne die Bereitstellung von 30 Yogamatten für die Schulen, die sie benötigen, könnten wir den Yogaunterricht auch nicht so durchführen, wie wir es geplant haben.

Wer unterrichtet vor Ort?
Gresch: Gestaltet und durchgeführt wird das Projekt bislang von den Yogaunterrichtenden Pia Demel, Nadeshda Stürzebacher, Mira Yordanova und Christa Pusch, ich koordiniere die inhaltliche Entwicklung und Durchführung und Shakti Siedler und Andrea Pfurtscheller sind bislang die SupervisorInnen des Projekts aufgrund ihrer langjährigen Erfahrungen mit Yoga für Kinder und Jugendlichen.

Was ist das Besondere an dem Projekt?
Gresch: Das Besondere an dem Projekt ist der relativ lange Zeitrahmen für ein Projekt von Yoga an Schulen, wenn man es mit anderen Yogaprojekten vergleicht. Damit haben wir die Möglichkeit, die selbstregulativen Fähigkeiten der SchülerInnen substantiell zu entwickeln, damit das gesundheitsfördernde Verhalten der SchülerInnen effektiv gefördert werden kann.
Aufgrund des relativ langen Zeitrahmens können wir auch versuchen Lerntechniken zu vermitteln, wie mit Stress nachhaltig umgegangen werden kann, was nach Ansicht von aktuellen Studien zentral für den Umgang mit stressauslösenden Situationen ist. So weist der Stressforscher Arnold Lohaus von der Universität Bielefeld zum Beispiel daraufhin, dass Entspannung alleine ohne Lerntechniken diesem zu begegnen nicht ausreicht.
Zum anderen ist der Aspekt der Nachhaltigkeit wichtig für unser Projekt. Auf der einen Seite haben die am Projekt beteiligten PädagogInnen die Möglichkeit über die vom Verband angebotenen MultiplikatorInnen Workshops die nachhaltige Etablierung von Yogaelementen im Schulunterricht zu transportieren. Zum anderen wird unser Mitglied Martha Innerkofler das Projekt im Rahmen ihrer Diplom Arbeit zum Thema Achtsamkeit im Unterricht wissenschaftlich begleiten.

Monika, Du arbeitest auch mit Pädagoginnen zusammen, was wünschen sich diese von dir?
Struber: Sie wünschen sich vor allem Struktur und Inhalte für den Yoga-Unterricht mit den ihnen anvertrauten SchülerInnen. Auch Möglichkeiten, wie man Yoga in den Schulalltag einbauen kann, sind gefragt.
Ich erlebe eine große Erleichterung bei ihnen, wenn sie die Hintergründe des Yoga erfahren und ihnen klarer wird, worum es wirklich geht. Dann fällt viel von dem Druck weg, es besonders gut und richtig machen zu wollen und es entsteht mehr Freude am Ausprobieren und Tun. Yoga fließt dann einfach in den (Schul-)Alltag mit ein und kann so das miteinander arbeiten und miteinander sein sehr bereichern.

Ist es schwierig der Zielgruppe Lust auf Yoga zu machen? Einerseits haben Kinder und Jugendliche oft ein intensives Nachmittagsprogramm, andererseits ist die Gruppe ja nicht homogen, 13-jährige und Sechsjährige haben sicher eine ganz unterschiedliche Körperselbstwahrnehmung.
Struber: Es ist wirklich wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Kinder sich wohl fühlen und sich öffnen können. Für manche Kinder ist es wichtig, dass sie altersmäßig unter „ihresgleichen“ sind, für andere kann es bereichernd sein, mit anderen Altersgruppen in Kontakt zu kommen.
Das braucht viel Einfühlungsvermögen als Unterrichtende und die Bereitschaft, immer wieder dazuzulernen. Da Kinder, wie du das auch ansprichst, freizeitmäßig schon sehr aus- bzw. überlastet sind, biete ich eher kurze Übungsblöcke an, wie z. B. 5 – 8 Einheiten, dann wieder eine Pause. Kinder haben einen sehr natürlichen Zugang zu sich selbst. Wenn sie in den Yoga-Einheiten wieder daran erinnert werden, können sie viel davon mit in ihren Alltag nehmen.

Es gibt Kinderyogastile, die sehr mit Animation und Geschichten arbeiten. Wie ist da Euer Zugang.


Struber: Ich möchte dir von einem Erlebnis in einer von mir angeleiteten Yoga-Stunde in der Schule berichten. Ich habe damals viel mit Phantasie und Vorstellungskraft der Kinder gearbeitet, z. B. mit Geschichten aus dem Tierreich. Wir hatten eine schöne und lustige Zeit miteinander. Als dann ein Junge den Vorschlag machte, er könnte jetzt mal ein Tiger sein, war das für mich die Erkenntnis, dass ich die Kinder ja von ihrem eigenen Selbst eher weg geführt habe.
Es geht nicht darum, sich als Tiger zu erleben, sondern sich Selbst zu erleben, zu erfahren, zu entdecken, wer man wirklich ist.
Das war auch ein wichtiger Grund für mich, die Weiterbildung zu machen. Mit dem „Nach Innen Schauen“ – was jetzt unser Fokus ist, geht es mir und den Kindern viel besser. Auch ich habe keinen Druck mehr Animateurin zu sein, was mir übrigens nie besonders lag.

Monika Struber ist YL BYO/EYU und leitet die sunspirit.yogaschule salzkammergut in Zell am Moos am Irrsee. Die Weiterbildung für Yoga in der Begegnung mit Kindern und Jugendlichen hat sie bei Yogacharya in Innsbruck im Jahr 2012 gemacht. Nach Jahren der Erfahrung im eigenen Yoga-Unterricht mit Kindern, u. a. in Schulen, Kindergärten und Fortbildungen für Pädagoginnen an der PH in OÖ ist es ihr nun ein Anliegen, für Yoga-Austria BYO Fortbildungen zu diesem Thema anzubieten und ihren Erfahrungsschatz mit Interessierten zu teilen.

Nora Gresch ist YL BYO/EYU und leitet das Verbandsbüro von Yoga Austria in Wien. Für Fragen zum Projekt steht sie gerne zur Verfügung.
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FGÖ, Schule, Yoga