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Mantras – Werkzeuge der Selbsterkenntnis

Die Erfahrung unserer Stimme als das wichtigste Medium der Vermittlung und als persönliche Ausdrucksform, ist für alle Sprechberufe und so auch für Yogalehrendevon großer Bedeutung. Denn unsere Stimme transportiert nicht nur die Inhalte des Gesagten, sondern gleichzeitig auch Stimmungslagen, die wir über die Modulierung der Stimme wiederum beeinflussen können. Katja Kellner ist Yogalehrende, leitet die Tulsi Yogaschule Traunstein und unterrichtet u.a. das Singen von Obertönen, Mantras, Kirtans/Bhajans und vedische Rezitation.

Von 21.-22. Juni 2014 fand in der Yogaschule Sunspirit im Salzkammergut ein BYO-Weiterbildungsseminar mit Kaja Kellner statt.Im Vorfeld stellte Alexandra Eichenauer-Knoll ein paar Fragen.

Liebe Katja, Du hast vor kurzem das 10jähriges Bestehen Deiner Tulsi Yogaschule Traunstein gefeiert, und zwar am WorldYogaDay. Herzliche Gratulation! Wie ist es gelaufen?
Katja Kellner: Es war ein sehr schöner Tag, trotz strahlenden Wetters waren tagsüber die Yogastunden (wir hatten 5 zu verschiedenen Themen) gut besucht. Abends ein wunderbares Festbuffet zu dem etliche Yogis und Yoginis beigetragen haben, und danach das erste öffentliche Konzert der Tulsi Kirtan Group, die erst seit Herbst letzten Jahres existiert. Nahrung für den Körper und Nahrung für die Seele! Und wir konnten 750,- € an Oxfam überweisen!

Das Thema Deines nächsten Seminars für Yoga Austria lautet „Mantras – Werkzeuge der Selbsterkenntnis“. Dabei steht der Klang als Weg zur Selbsterfahrung im Mittelpunkt. Es geht dabei auch um das Erleben von Stimmungen und Gefühlen. Warum ist Dir das Ausleben von Gefühlen in Kombination mit Yoga so ein Anliegen und warum funktioniert es so gut mit der Stimme?
Katja Kellner:
Yoga ist ein ganzheitlicher Weg – das bedeutet, alle Facetten menschlichen Daseins gehören dazu, auch die Gefühle. Vor lauter Kontrolle sitzen diese aber manchmal ganz schön fest. Das kann man über die Stimme wunderbar lösen und ins Fließen bringen. Wenn das gelingt, können wir die Richtung bestimmen, das ist eine andere Art der Kontrolle, als das Festhalten oder gar Unterdrücken. Ich bekomme immer wieder Rückmeldungen über Gefühle von „Befreiung“, „Befriedigung“, „Heilung“, die nach dem Singen von Mantas, Kirtans, Bhajans stattfinden. Unsere Stimme ist etwas zutiefst persönliches, das hier ganz ohne jeden Ehrgeiz, ohne Gewinnstreben oder Effekthascherei seinen Ausdruck finden kann. Unsere Stimme verbindet unser Innerstes mit der Außenwelt, sie ist die Brücke vom Ich zum Du. Das Singen von Mantras öffnet unser Herz und gilt darüber hinaus als der beste Weg für unser gegenwärtiges Zeitalter, das Kali Yuga.

Wie wirst Du das Thema für uns westliche Yogalehrerinnen aufbereiten?
Katja Kellner:
Meiner Meinung nach ist intellektuelles Wissen hilfreich für das, was wir tun, denn gerade in unserer westlichen Kultur wollen wir auch vom Kopf her verstehen, was wir machen. Dennoch steht die Praxis im Vordergrund, denn wirkliche Erfahrung findet erst durch das „Schmecken, Essen und Verdauen“ statt, nicht nur durch das Lesen über die Inhaltsstoffe.

Erzählst Du uns etwas über deine Lehrer und Hintergründe? In welcher Tradition stehst Du bei der der Meditation?
Katja Kellner:
Meine erste Meditationsanleitung bekam ich von einem Freund, eine Atemtechnik in Verbindung mit Vokalen. Dann habe ich einige Jahre TM nach Maharishi Mahesh Yogi praktiziert, das ist Mantra Meditation. 1976 kam dann der Kontakt zu Baba Muktananda (Siddha Yoga), was sehr nachhaltige Veränderungen und Entwicklungen mit sich brachte und bis heute anhält. Auch in dieser Linie wird mit Mantras meditiert, und ich sehe keinen Grund, daran etwas zu verändern, denn es ist eine sehr hilfreiche Methode: das hartnäckigste Hindernis sind unsere ewigen Gedanken – genau auf dieser Ebene wirkt ein Mantra.

Am Abend des Workshops gibt es ein öffentliches Mantra-Singen, wo Dich der Tablaspieler Tobias Ott begleiten wird. Was verbindet Euch so sehr, was schätzt Du so an ihm?
Katja Kellner:
Tobias ist genialer Musiker und seit vielen Jahren ein guter Freund, er hat das Begleiten von Kirtans durch mich kennen gelernt und wird inzwischen auch ab und zu von „Stars“ gebucht.

Du bist nicht nur eine Spezialistin für Mantra-Singen, sondern hast auch ein bewundernswertes Wissen über die Spiraldynamik und die Anwendung in Kombination mit Yoga. Die Teilnehmer werden sicher auch von Deinen besonderen Anleitungen profitieren. Was schätzt Du so an der Spiraldynamik?
Katja Kellner:
Die Spiraldynamik® gibt mir im Hatha Yoga das anatomische Handwerkszeug zu präzisem, physiologisch richtigem Üben. Ich bin glücklich über die Diskussion, wie Yoga „den Körper schädigen kann“, denn das zwingt uns alle zu größerer Achtsamkeit – und: wir lernen niemals aus!

Du schaffst es so viele Einflüsse, indische wie westliche zu integrieren und Deinen eigen Stil daraus zu machen. Wie würdest Du Deinen Stil kurz beschreiben?
Katja Kellner:
Oh, da beschreibe ich lieber nichts, denn es ist alles im Fluss und beständigem Wandel unterworfen. Yoga ist so individuell, ich kann nur Anregungen geben, aber letztendlich ist der jeweils eigene Stil der authentischste. Jede Tradition, jeder Lehrer kann ein Stück weit hilfreich sein bei der Findung des Wegs, aber gehen müssen wir alle selber, mit den eigenen Füßen.

Du besitzt 7 Islandpferde und 3 Eurasier-Hunde. Bei den Hunden vereinst Du also auch Europa und Asien, mit den Pferden hast Du ebenfalls diesen Spagat geschafft und sogar ein Buch darüber geschrieben. „Zwischen Losgelassenheit und Spannkraft. Besser Reiten mit Yoga“ ist seit 2002 auf dem Markt. Haben diese Ideen in der Reiterszene etwas verändert?
Katja Kellner:
Ich weiß nicht, ob ausgerechnet mein Buch (das ich gemeinsam mit einem österreichischen Reitlehrer geschrieben habe) da etwas verändert hat, aber vielleicht ist es ein kleines Steinchen in der Entwicklung. Zu beobachten ist, dass in der Reiterszene das Streben nach mehr Achtsamkeit im Umgang mit sich selber und mit dem Pferd wächst – langsam, aber sicher.

Katja Kellner, Mantra singen, Spiraldynamik, Yoga und Reiten