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Granthis und Tattwas – ein harmonisierendes Yoga-Konzept

Karin Svitakova (Yogalehrerin SAJ/EYU) wird von 19. bis 21. April 2024 für Yoga Austria – BYO ein Seminar in Wien leiten. Diese Zusammenarbeit enstand auf Anregung unserer Verbandskoordinatorin Nora Gresch, die Karin Svitakova beim EYU-Kongress in Zinal kennengelernt hat und von ihrem Unterricht begeistert war. Es ist eine interessante Gelegenheit, etwas unbekanntere energetisch-philosophische Yogakonzepte zu studieren und uns in Meditation übend zu harmonisieren. Für diesen Beitrag hat Nora Gresch Karin Svitakova einige Fragen gestellt.

Nora Gresch: In Deinem kommenden Seminar für Yoga Austria – BYO wirst Du eine ganzheitliche Praxis vorstellen, die sich mit den Tattwas beschäftigt. Zum einen wirst Du auf die Ausgestaltung der Tattwas – also der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum/Äther – im menschlichen Körper eingehen und deren Wirkungsweise auf die menschliche Gesundheit und Psyche beleuchten. Zum anderen werden wir auch spezifische Tattwa Bewegungsabfolgen und Kriyas kennenlernen, mit denen wir unsere Tattwas harmonisieren können.
Kannst Du uns kurz erläutern, aus welcher Tradition diese intensive Auseinandersetzung mit den Tattwas kommt und welche philosophischen Yogaquellen Dich zu diesem Thema geführt haben?

Karin Svitakova: Die Tattwas werden in allen indischen philosophischen Richtungen in Erwägung gezogen. Wie sie entstanden sind, wie die Welt aus ihnen aufgebaut ist und wie sie sich zum Organismus Mensch zusammenfügen, wird in der Samkhya Philosophie geschildert. Womit wir uns jedoch in diesem Seminar befassen werden, stammt aus der Richtung Swara Yoga und wurde in der Schrift Shiva Swarodaya beschrieben. Swara Yoga verwendet den Atem, um den Körper mit den Elementen in Einklang zu bringen. Wer dazu mehr Hintergrundinformationen lesen möchte, kann im Buch Swara Yoga von S.S. Muktibodhananda (erschienen bei Bihar School of Yoga in Monghyr, 1984) nachlesen.
In der Tradition des Yoga sind Kriyas nur für vier  Tattwas, also für die Erde, das Wasser, das Feuer und die Luft erhalten geblieben. Beim 5. Element werden wir eine Bewegungsabfolge verwenden, die von einer anderen Tradition stammt. Michio Kushi hat Ten Bu in seinem ersten Buch über Makrobiotik veröffentlicht. Die Kriyas werden also durch Ten Bu ergänzt, damit wir auch mit Akasha arbeiten können.

Zusätzlich zu den Kriyas werden wir mit dem Atem arbeiten und lernen, wo sich in der Nase die Zonen der einzelnen Tattwas befinden. Für diese hat man auch ganz praktische Anwendungen – vor schweren Verhandlungen ist es zum Beispiel gut, die Erde in einem zu kräftigen, damit man Stand halten kann, ohne emotionell oder aggressiv zu werden. Jedes Element hat auch spezielle Gayatri Mantras, die ebenfalls zu ihrer Reinigung und Harmonisierung verwendet werden können.

Du hast Dich selbst lange und intensiv – praktisch und theoretisch – mit dem Granthi Sadhana Konzept auseinandergesetzt. Beschreibe uns doch, was Dich an dieser Praxis fasziniert und was diese Praxis für Dich bedeutet.

Dazu muss man wissen, dass ich seit mehreren Jahrzehnten Savita Yoga Workshops in Prag organisiere. Diese Wochenenden werden durch Gejza Timčák und Ivo Sedláček geleitet. Die übliche Yogapraxis wird dabei durch live Musik ergänzt, in Form von Mantras, begleitender Musik bei Relaxation oder Sufi-Dance usw. Eine der Techniken, die man bei Savita Yoga Wochenenden regelmäβig macht, ist die Granthi Sadhana. Ich fand diese Technik relativ einfach und gleichzeitig wirksam. Deshalb fiel meine Wahl auf sie, als ich nach einem geeigneten Thema für meine Abschlussarbeit gesucht habe. Sie besteht aus einer Kombination von speziellen Mantras (abgestimmt auf die einzelnen Granthis), intensiver Atmung und jeweils einer kurzen Meditation. Wenn es einem gelingt, diese Technik mit voller Aufmerksamkeit durchzuführen, kann man durchaus höhere Bewusstseinszustände erleben. Wie alles, geht das natürlich nicht vom einen Tag auf den anderen. Ich habe diese Praxis für meine Abschlussarbeit 4 Monate lang täglich gemacht, diese intensive Phase trägt jedoch jetzt erst richtig Früchte. Dass Granthi Sadhana auch bei einer weniger intensiven Praxis nützlich ist, konnte ich an meiner Gruppe erkennen, mit der ich diese Technik zehnmal in der Yogastunde gemacht habe. Ihre Rückmeldungen waren sehr positiv, manche sprachen von einer verbesserten Konzentration, andere von Intuition.

Granthi Sadhana ist ein in der Yoga-Praxis nicht ganz so bekanntes Konzept. Könntest Du uns etwas mehr zu Deinen Forschungen zu Granthi Sadhana erzählen? Was war für Dich hier interessant, wie bist Du bei der Quellenarbeit vorgegangen?

Das stimmt, mein Lehrer Gejza Timčák sagte mir damals, als ich ziemlich verzweifelt nach Literatur gesucht habe, dass man die Anleitung zur Granthi Sadhana zwischen den Zeilen herauslesen muss. Es gibt nur Andeutungen und Symbole, und um diese in die Praxis umsetzen zu können, braucht man Erfahrung. Diese Andeutungen sind z. B. im Buch The Serpent Power von Sir Arthur Avalon zu finden, aber jede klassische Darstellung der Yantras der einzelnen Chakras sollte sie beinhalten. Es handelt sich um Lingams, säulenartige Symbole des Bewusstseins, die in den Yantras von Muladhara, Anahata und Ajna zu finden sind.

Granthi bedeutet Knoten, ein Symbol für eine Sperrung. Sadhana bedeutet Praxis. Eine Technik also, die Blockierungen aufheben soll. Es handelt sich um Hindernisse, die unseren Verstand immer im Kreise drehen lassen. Das kennt man, wenn man sich hinsetzt, um zu meditieren: ständig gehen Gedanken durch den Kopf. Wenn man diese Blockaden mit Hilfe der Mantras und der intensiven Atmung aufhebt, lässt man alles, was einen bis dahin beschäftigt hat, einfach gehen, Ruhe kehrt ein, und man kann zur nächsten Ebene aufsteigen.

Siehst Du eine Verbindung oder gegenseitige Ergänzung der Tattwa und Granthi Sadhana Praxis?

Es handelt sich eher um eine Ergänzung. Das Ziel der Granthi Sadhana ist es, Hindernisse oder Blockierungen auf der Ebene von drei Chakras (Muladhara, Anahata und Ajna) aufzuheben. Den unteren fünf Chakras ist jeweils ein Element zugeordnet und wenn man mit diesen Bereichen arbeitet, werden die Energien des Menschen mit der Umgebung harmonisiert. Die Muskulatur wird gedehnt und die Gelenke gelockert. Die Aufmerksamkeit und das Gleichgewicht werden trainiert. Die Bewegungsabfolgen der Tattwa Kriyas sind darauf abgestimmt, bestimmte Teile des Körpers, die mit dem gegebenen Element und dem dazugehörigen Chakra zusammenhängen, durchlässiger für Energieströme zu machen. Das hilft natürlich bei der Granthi Sadhana.

Wie Meditation meistens, wird Granthi Sadhana im Sitzen praktiziert und dazu braucht man einen Körper, der das einige Zeit (ungefähr 30 Minuten) aushält, ohne sich zu beschweren. Ein Körper, der im Einklang ist, ist ein halber Erfolg bei jeder meditativen Technik.

Jede Praxis macht uns Zusammenhänge klarer. Ich freue mich auf Juni, wenn wir das alles zusammen erkunden und erfahren können!

Die Referentin: Karin Svitakova (Yogalehrerin SAJ/EYU), erhielt bereits mit 13 Jahren Yogaunterricht durch ihren Vater, Geza Timcak, ihrem bis heute wichtigsten Lehrer. Mehrere Indienaufenthalte bei Swami Rama Sadhaka Grama, 2019 Einweihung in Mantra-Meditation, Forschungsarbeit zu „Granthi Sadhana“ und „Physiologische Auswirkungen des Pranayama“.
Referentin 2022 beim EYU-Kongress in Zinal:„Spirituelles Wachstum durch innere Empfindungen“ (Tattwas und Granthi Sadhana). EYU-Delegierte für die Slowakei, Vorsitzende des Vereins Savita Yoga International (u. a.Workshops für Yogapraxis mit Live Musik).
Als ausgebildete Diplom-Biologin beschäftigt sich Karin Svitakova auch neben ihrem Yogaunterricht intensiv mit Ökologie, Chorsingen und der Redekunst.

Genaue Daten zum Seminar siehe Weiterbildungen.

Granthi Sadhana, tattwa, Yoga Weiterbildung